
Abstrakte Musik – was könnte das sein?
Musik besteht (nur) aus drei Elementen, die man in ihrer reinen Form als „gegenständlich“ bezeichnen könnte:
Melodie – Harmonie – Rhythmus
Jedes dieser Elemente wird in verschiedenen Kontinenten gepflegt:
Die Melodie in Asien, wo sie sogar mit Mikrotonalität den Rahmen unserer 12 Töne erweitert und auch rhythmisch nicht gebunden ist.
Die Harmonie wurde in Europa „er“- oder „ge“-funden. Joachim Ernst Behrend frei nacherzählt: ,bei dem einstimmigen gregorianischem Gesang wurde gerne ein „Finalis“ – also eine Art Bordunton unterlegt. Die höheren Stimmlagen (Frauen) setzten sich besser durch. Um sich dagegen durchzusetzen, zu emanzipieren, fingen die tieferen Stimmen an, einen Kontrapunkt zu entwickeln. Daraus entstanden die ersten Zweiklänge und später die Harmonien‘. – Also die Musik als Spielgel einer gesellschaftlichen Umgestaltung vom Matriarchat zum Patriarchat? Klar ist jedenfalls, dass in Europa die harmonische Entwicklung auf die Spitze getrieben wurde bis hin zur Atonalität, die sich scheinbar (!) völlig von harmonischen Zwängen befreite.
Die Rhythmik wiederum kommt aus Afrika. Eine komplexe Trommelsprache ist überliefert. Andere rhythmisch gespielte Instrumente bildeten den Untergrund für eher einfache Gesänge.
Die Rhythmik in Indien indes ist wiederum völlig anders und kann nicht mit allen anderen rhythmischen Auffassungen in der Welt verglichen werden. Diese Rhythmen sind eher intellektuell und nur erlernbar, wenn man diese Rhythmen von Kind auf vom Vater vermittelt bekommt.
Was ist jetzt mit Amerika?
Als Schmelztiegel fast aller Kulturen entstand dort ein völlig neues Gemisch. Die afrikanischen Sklaven brachten im Herzen ihre Musik mit, die immer auch eine religiöse Bedeutung hat: Du kannst einem Menschen ALLES wegnehmen: die Unversehrtheit, das Leben, die Familie… außer die Hoffnung (Religion) und die Musik! Diese Musik half, die Sklaverei zu erdulden, sich ggf mit verschlüsselten Informationen auszutauschen und Fluchtpläne singend zu übermitteln (Trommelsprache) uvm. Und natürlich konnte man mit Musik seine Lebensfreude erhalten oder wieder neu finden. Für die Weißen war das nur eins: Singende Sklaven sind stärker, arbeiten besser, leben länger. Aber die Musik war „igitt“! Bis Elvis kam und diese Musik klaute und damit Millionen verdiente. Im übrigen laufen da gerade diverse Rechtsstreits an.
Der Jazz als Weiterentwicklung des Blues nahm sich der Harmonien an und die Solisten hatten keine Scheu, die Melodik auszuweiten bis sie aus der Harmonie herausfiel.
Was wäre denn jetzt „ABSTRAKTE MUSIK“?
Verzicht auf Melodik, Harmonik und Rhythmik?
Das kann es ja nicht (mehr) sein, sind wir doch mittlerweile gewohnt, selbst atonale Tonfolgen als Melodie zu hören, mehreren Töne gleichzeitig als „Zusammenklang“ einer Harmonie zuzuordnen und den Begriff der Rhythmik auszudehnen auf zeitlich größere Zusammenhänge (im Rhythmus der Jahreszeiten) oder auch mechanische Tätigkeiten als „Rhythmus“ zu begreifen.
Ein wichtiges übergeordnetes Element der Musik wurde hier bisher völlig unterschlagen:
der KLANG!
Kann Klang überhaupt „abstrakt“ sein? Oder ist er nicht sowieso immer „gegenständlich“?
Reicht es, Klänge aus ihrer Umgebung zu reißen und musikalisch einzusetzen, wie das zB die Einstürzenden Neubauten mit ihren Motorsägen gemacht haben?
Das Gegenteil von KLANG ist die STILLE. Gibt es „abstrakte“ Stille versus „gegenständliche“ Stille?
Vielleicht ist ABSTRAKT auch nicht unbedingt das Gegenteil von „GEGENSTÄNDLICH“.
Ein großes Thema haben sich die Missiles hier vorgenommen.
Auf die Umsetzung darf man gespannt sein.
Mitgewirkt haben:
Geli Prömm (Geige)
Gernot Gogumil (Bass, Trompete)
Valerie Kohlmetz (Perc.)
Robby Göllmann (Sax.)
Tom Adam (Vokal)
Mike Jansen (Flügel)
Hartmut Dicke (Sax.)
Lukas Matzerath (Git.)
Willi Strack (Perc.)
Gast: Martin Zierold (Git.)
Nächter Termin 4-11-2022, Thema „REALITÄT“